Fasten

Fastenzeit im katholischen Christentum 

Die Fastenzeit dauert von Aschermittwoch bis zum Beginn der Abendmahlsmesse am Donnerstag in der Karwoche.

40 Tage? Wer nachzählt merkt, dass es so nicht hinkommt. Die Zahl ist symbolisch zu verstehen und nimmt Bezug auf die 40 Tage, die Jesus in der Wüste gefastet hat, die 40 Tage der Sintflut, die 40 Tage, die Mose auf dem Berg Sinai bei Gott war und die 40-tägige Frist, die der Prophet Jona der Stadt Ninive setzte, um sich durch Fasten und Büßen zu bekehren.

Liturgisch gehören die Sonntage zur Fastenzeit. Dennoch ist es üblich, die für die Fastenzeit gefassten Vorsätze am Sonntag auszusetzen, weil auch die Sonntage der Fastenzeit Feste sind. 

Wussten Sie, dass es auch im Christentum das Gebot gibt, ein Fastenopfer zu entrichten? Christ:innen sollen je nach ihrer wirtschaftlichen Lage einmal im Jahr, am besten zum Ende der Fastenzeit, ein "spürbares" Geldopfer für Hungernde und Notleidende geben.

Früher galt übrigens auch die Adventszeit als eine kleine Fastenzeit zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. In der Praxis spielt diese heute aber keine Rolle mehr.

Einen 3-minütigen Kurzfilm zum Fasten im katholischen Christentum finden Sie hier. 

Fastenzeiten in anderen Konfessionen

“Lange herrschte das Verständnis vor, mit Fasten könne man nicht nur für seine Sünden büßen, sondern sich auch ein besonderes Verdienst erarbeiten.[...] Martin Luther und die Reformatoren wandten sich gegen diese Art von Buße, und so war das Fasten in den evangelischen Kirchen lange unüblich. Heute entdecken evangelische Christinnen und Christen das Fasten neu: als eine Möglichkeit, eine spirituelle Zeit zu gestalten, um Gott zu begegnen. (https://www.ekd.de/Fasten-Basiswissen-Glauben-11176.htm)

Für orthodoxe Christ:innen gibt es vier mehrwöchige Fastenzeiten im Kirchenjahr: sieben Wochen in der Passionszeit, das Apostel-Fasten eine Woche nach Pfingsten, das Koimesis-Fasten im August und das Advent-Fasten von Mitte November bis zum 24. Dezember.

Fasten verbindet - Ein Blick auf andere Religionen

Auch im Judentum gibt es Tage, an denen gefastet wird. An Jom Kippur, dem Versöhnungstag und höchstem jüdischen Feiertag, fasten Jüd:innen 25 Stunden, essen und trinken nicht, dürfen sich nicht waschen und sollen auf Sex verzichten. Viele Jüd:innen beten an diesem Tag in der Synagoge und nutzen die Zeit des Verzichts, sich ganz auf sich selbst und Gott zu konzentrieren. Auch an anderen Tagen, an denen wan wichtigen Ereignissen gedacht wird, wird gefastet. Zum Beispiel am 9. Aw, wenn an die Zerstörung des Tempels gedacht wird.

Schüler:innengerechte Texte zum Fasten im Judentum finden Sie bei religionen-entdecken.de und bei Planet Wissen.

Und auch Muslim:innen kennen das Fasten. Nicht nur im Fastenmonat Ramadan wird gefastet. Auch an anderen wichtigen Tagen fasten einige Muslim:innen und besinnen sich damit ganz auf Allah. Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islams. Im Ramadan dürfen Muslim:innen 30 Tage lang zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht essen, trinken und rauchen. Auch der Geschlechtsverkehr ist untersagt. Ziel des Ramadans ist es u. a schlechten Alltagsgewohnheiten zu reflektieren und abzulegen. Abends kommen die Menschen zum gemeinsamen Fastenbrechen zusammen - hier nehmen auch die Muslim:innen gerne teil, die tagsüber nicht fasten wollen oder aus verschiedenen Gründen nicht können. Gastfreundschaft und Spenden sind während des Ramadans von großer Bedeutung.

Schüler:innengerechte Texte zum Fasten im Judentum finden Sie bei religionen-entdecken.de und Planet Wissen.

 

Fasten als nicht-religiöser Trend 

Das Fasten spielt aber nicht nur in den Religionen eine Rolle. Auch Menschen, die sich selbst als nicht religiös bezeichnen, nutzen verschiedene Fastenangebote:

Mit dem Heilfasten wollen Menschen ihrem Körper etwas Gutes tun und etwa ihren Darm zu reinigen. Erlaubt ist dabei für fünf Tage oder länger nur der Verzehr von Gemüsebrühe und verdünnten Säften. Obwohl es medizinisch umstritten ist, geben viele Menschen an, positive Veränderungen durch ein solches Fasten zu spüren.

Ein anderer Trend ist das Jammer-Fasten: Menschen versuchen eine bestimme Zeitspanne, unabhängig von religiösen Feiertagen, auf das Lästern, Nörgeln und Schimpfen zu verzichten und ein neues Bewusstsein für die eigene Weltwahrnehmung zu bekommen.

So unterschiedlich die Fastenzeiten und ihre Beweggründe sind, gibt es doch Ähnlichkeiten in ihrer Bedeutung:

 

Was kann Fasten für mich bedeuten? 

Die Zeit des Fastens kann eine Zeit der Ruhe und Achtsamkeit sein. Mit dem Fasten kann eine Zeit beginnen, mich selbst mehr wahrzunehmen und über meinen Alltag nachzudenken. 

  • Was ist mir wichtig?
  • Wofür bin ich dankbar? Wie zeige ich das?
  • Was kostet unnötig Kraft und was gibt mir Kraft?
  • Was will ich ändern?
  • Wie möchte ich mit meinen Mitmenschen umgehen?

Das kann dazu führen, dass ich neue Kraft für die nächste Zeit sammle. Aus dem Moment des Fastens und des Verzichts, kann so ein Moment des “Mehr” werden: Mehr Zeit, mehr Achtsamkeit für mich und die Menschen in meinem Leben.

 

Eine klassische Wahl beim Fasten in der katholischen Fastenzeit ist ist der Verzicht auf Fleisch. Aber geht es damit ausschließlich darum zu verzichten? Nein!

Fasten bedeutet nicht nur Verzicht AUF etwas, sondern FÜR etwas. Etwas, das über meine persönlichen Bedürfnisse hinausgeht. Kein Fleisch zu essen, kann dann beispielsweise bedeuten: Ich verzichte auf Fleisch und nutze die Zeit, mir mehr Gedanken über meinen Fleischkonsum und dessen Bedeutung für den Klimawandel und das Leben der Menschen in dieser Welt zu machen. Alternativen wie das Plastik-Fasten oder das Auto-Fasten gibt es nun auch schon seit längerer Zeit Es geht also weniger um das “Was”, als um das “Warum” das zählt.

 

Fasten kann auch bedeuten, die eigene Beziehung zu Gott (wieder) zu suchen.  “Im Christentum ist das Fasten kein Selbstzweck, sondern dient der Besinnung auf das Wesentliche. Wir verzichten auf Dinge, die uns von Gott ablenken und schaffen Zeit für unseren Glauben und unsere Beziehung zum Herrn. (https://www.katholisch.de/artikel/33279-worum-geht-es-in-der-fastenzeit-wirklich.

Papst Franziskus schreibt in seiner Predigt zur Fastenzeit: “Es ist Zeit zu handeln, und in der Fastenzeit heißt handeln auch innehalten. Innehalten im Gebet, um das Wort Gottes aufzunehmen und innehalten wie der Samariter angesichts des verwundeten Bruders. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist ein und dieselbe Liebe. Keine anderen Götter zu haben heißt, in der Gegenwart Gottes und beim Nächsten sein. Deshalb sind Gebet, Almosen und Fasten nicht drei voneinander unabhängige Tätigkeiten, sondern eine einzige Bewegung der Öffnung...”